Geb. 1944 in Memmingen, lebt in Nersingen/Neu-Ulm. Studium der Germanistik und Geschichte an der Universität München, war Lehrerin an der Staatlichen Realschule Neu-Ulm. Seit 1979 intensive Auseinandersetzung mit Malerei und Grafik zunächst im Ulmer Raum, später an der Europäschen Akademie für Bildende Kunst in Trier. Meisterkurse an der Schwabenakademie Kloster lrsee/ Kaufbeuren bei Helmut Rieger, Bernd Zimmer und Prof. Klaus Vogelsang sowie in Schwalenberg/Detmold bei Pavel Richtr. Mitglied im Berufsverband Bildender Künstler Bayern, BBK Schwaben-Nord und Augsburg, KV Neu-Ulm, KV Ulm, künstlergildeulm, KV Senden, Off-Art Günzburg sowie im Literatur- und Autorenverein Günzburg.

Preise
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1990
1. Preis der 13. Mittelschwäbischen Kunstausstellung in Türkheim
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1996
Kunstpreis der Stadt Senden
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1999
Kunstpreis des Landkreises Günzburg
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2001
Kunstpreis der Stadt Donauwörth
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2021
Gildepreis der Künstlergilde Ulm
Publikationen
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2011
»raps geht im wind«
Stefanie Kemper: Gedichte
Johanna Hoffmeister: Bilder
Gerhard Hess Verlag
ISBN 978-3-87336-398-4, Hardcover
Werke in öffentlichen und privaten Sammlungen, u.a.
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Regierungspräsidium Tübingen, Kunstförderung des Landes. Baden-Württemberg
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Augsburg, Zentralklinikum und Hessing Kliniken
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Museum für bildende Kunst im Landkreis Neu-Ulm
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Städtische Sammlungen: Donauwörth, Marktoberdorf, Neu-Ulm, Senden
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Stadtwerke Ulm, Galerie der Ulmer Volksbank
Betrachtungen zum Entstehungsprozess der Bilder von Johanna Hoffmeister (Rede-Auszug 2012)
Die Malerin hat ein ordentliches und umfangreiches Werk geschaffen, was bei den vordergründig schnell gemalten Bildern nicht verwundert. Allerdings das Gegenteil ist der Fall. Die Arbeiten entstehen langsam und über längere Zeiträume. Jeder Strich, jede Fläche ist schnell gemalt, aber muss sich bewähren, muss sich der gesamten Bildorganisation einfügen. Alles muss ihrem Blick standhalten. Der Entscheidungsprozess dauert lange und ist wohlüberlegt.
Wie fängt ein solches Bild an, wann ist es beendet? Gibt es einen Plan? Hat Johanna Hoffmeister eine Vorstellung vom Endzustand eines Bildes? Bestenfalls eine Ahnung. Die Bilder haben die Gegenständlichkeit verlassen, damit ist für sie der traditionelle Maßstab der Ähnlichkeit ungültig geworden und die Vorstellung der Malerin vage. Sie schaffen auf ganz markante Weise ihre eigene Realität, eigentlich nicht anders, aber sinnfälliger als bei gegenständlicher Malerei. Der Berg, das Haus, die Person auf dem Bild ist nicht der Berg, das Haus, die Person, sondern lediglich Farbe und Form. Der belgische Maler Magritte hat mit diesen verschiedenen Wahrheiten und Wahrnehmungen gespielt. Das, was der Betrachter hier bei diesen Bildern also zu sehen bekommt, erstaunt ihn, weil er das Unbekannte neu einordnen muss.
Wie fängt also ein solches Bild an? Mit einem Strich auf der weißen Leinwand, ein Strich, der den ,horror vacui´, das Entsetzen vor der Leere beendet und der Leinwand die Unschuld nimmt. Ist dieser Prozess einmal initiiert, nimmt er seinen Lauf, es folgen weitere Striche, Linien und Flächen, manche falsch, manche richtig, bis sich die Bildfläche allmählich füllt, bis die Bildelemente allmählich in Position gebracht sind. Dann ist es ein Rohling, die Farbe ist zwischenzeitlich getrocknet oder der Punkt, an dem die subtile Arbeit beginnt, erreicht. Das Überlegen und Abwägen der nächsten Schritte beginnt. Das halb oder viertelsfertige Bild kann völlig neutral sein, offen für viele Schritte und Wege, aber es kann auch schon Charakter aufweisen, der bereits in frühem Stadium den weiteren Weg aufzeigt, wenn nicht gar festlegt.
Vermutlich hält sich die Malerin den Weg während des Entstehens eines Bildes lange offen. Sie agiert mit dem gesteuerten Zufall, wenn sie etwa die flüssige Farbe sich ausbreiten lässt oder den Farbspritzern gleiches Recht wie den eigenen Pinselstrichen einräumt, um schließlich auf das Entstandene mit neuen Aktionen zu reagieren. Es ist ein Agieren und reagieren, es werden intuitiv Entscheidungen getroffen, die zukunftsfähig sind oder wieder verworfen werden. Natürlich spielt die eigene Verfassung und die Tagesform eine Rolle, die Laune, ob es Frühling oder Herbst ist oder ob ein Thema im Kopf mitspielt, das im Hintergrund mitgestaltet. Manchmal klingt dies im Titel an.
Und natürlich ist es die gesammelte künstlerische Erfahrung, es ist das Farbgefühl, das Gefühl für Harmonie und Spannung, das Gefühl für Ponderation, für das optische Gleichgewicht, das jedem Malprozess zugrunde liegt. Es ist Lust am Erfinden und am Experiment. All das spielt sich, in verkürzeter Form wiedergegeben, ab, bis vielleicht nach Monaten - das Bild war so lange abgestellt und fast vergessen - es wieder hervorgezogen und neu überarbeitet wird und nun unter veränderten Bedingungen seinen endgültigen Zustand erst erreicht. Auch dann nicht sicher, ob nicht doch ein finaler Pinselstrich eine weitere Verbesserung, vielleicht auch nur Veränderung bedeuten könnte.
Peter Degendorfer
(Vorsitzender des KV Neu-Ulm)