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Buntheit in freundlichster Erscheinung: Künstlergilde Ulm vergibt ihren Preis 18.08.2021 Neu-Ulmer Zeitung

Mut zur Farbe und expressionistische Kraft beweisen die Künstlerinnen und Künstler bei der Mitgliederausstellung 2021 in Ulm

Johanna Hoffmeisters Tryptichon „Bodensee I bis III“, in Acryl auf Leinwand, hat die Ulmer Künstlergilde mit dem Gildepreis 2021 prämiert. Foto: Ralph Manhalter

ULM - Buntheit in ihrer freundlichsten Erscheinung ist es, die den Eintretenden überrascht. Nicht nur Mut zur Farbe, sondern auch ein gerade expressionistisches Verlangen nach deren pointierten Darstellung scheint ein Grundbedürfnis der Künstlerinnen und Künstler zu sein, welche die Mitgliederausstellung 2021 der Künstlergilde Ulm bestückten.
Das Dürsten der Seele nach Nahrung, nach der Abstinenz der Corona-Zeit, manifestiert sich wiederkehrend in den präsentierten 75 Arbeiten, die von insgesamt 36 Kunstschaffenden eingereicht wurden. Dabei entfaltet sich die thematische Reise der Exponate ebenso facettenreich wie die Farbgebung.

Als geradezu eine Reminiszenz an den preußischen Königs Friedrich II. zieht eine leuchtend gelbe Karikatur die Augen auf sich. Unverkennbar selbstgefällig posiert der Alte Fritz vor den Attributen seines scheinbar widersprüchlichen Lebens: Flöte und Windhunde fehlen auf dem Gemälde von Peter Konold ebenso wenig wie die martialische Seite mit Kanonen und Handschellen. Und was soll man sagen: Der alte Preuße lächelt dem Betrachter freundlich entgegen.
Nicht ohne eine deutliche Spur von Ironie den zeitgenössischen Massentourismus aufs Korn zu nehmen, defiliert eine Reihe Flamingos vor dem Swimmingpool eines Urlaubsparadieses, während auf der anderen Seite dem Krokodil schon das Wasser im Maul zusammenzulaufen scheint. Unschuldig in der Mitte des Wassers eine – leere – Luftmatratze. Ob das Reptil gar schon gespeist hat? „All inclusive“, so der süffisante Titel von Fritz Schlecht.

Josef Böck hingegen entschied sich für die Skulptur: Mit „Mitternacht“und „Opera“offerierte er zwei Arbeiten aus den feinmaserigen Hölzern von Wacholder und Zwetschge, die ob Ihrer Beschaffenheit dem Bewunderer eine Selbstbeherrschung auferlegen, die Oberfläche nicht sogleich haptisch zu vereinnahmen. Volle Breitseite schließlich für die Siegerin des Gildepreises, die Nersingerin Johanna Hoffmeister. Die Absolventin mehrerer Meisterkurse, unter anderem an der Schwabenakademie Irsee, sowie vielfachen Preisgewinnerin trug zur diesjährigen Ausstellung mit ihrem Triptychon „Bodensee I bis III“bei.

Das blaue Gewässer in Acryl auf Leinwand korrespondiert hier mit gelb-braunen Tönen im Uferbereich, während am Horizont sich die weißen Berge erheben. Der See mal aufgewühlt, mal spiegelglatt, mitunter die Spur einer Besiedlung erkennbar. Wenn auch grundsätzlich in dunkleren, eher schweren Tönen gehalten, so reihen sich diese drei Bilder von Johanna Hoffmeister dennoch ein in das Farbkarussell der anderen Exponate.

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