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Blaue Werke gegen den
 Pandemie-Blues 11.08.2021 Südwest Presse (Ulm)

Künstlergilde - Der Verein eröffnet seine Mitgliederausstellung. Der Gildepreis 2021 geht an Johanna Hoffmeister.

Johanna Hoffmeister mit ihrem Tryptichon „Bodensee“. Foto: Jana Zahner

Fotografien leerer Bänke. Eine maskierte Stoffpuppe, deren ineinander verknotete Gliedmaßen einen unbedachten Handschlag unmöglich machen. Auf einer Collage deutet sich ein verwaistes Café an, eine Vespa scheint die Sehnsucht nach ein wenig Dolce Vita auszudrücken. Titel der Werke von Gabi Scherer: „endlich raus“und „Sehnsucht“. Und immer wieder dominiert die Farbe dunkelblau. In der diesjährigen Mitgliederausstellung der Künstlergilde Ulm sind die Auswirkungen der Corona-pandemie deutlich zu spüren.

38 Künstler hatten 85 Arbeiten eingereicht, das sei deutlich weniger als in den Vorjahren, sagte die 2. Vereinsvorsitzende Brigitte Perzl-reinhard bei der Vernissage am Sonntag. „Bei so manchen scheint die Kreativität während des endlosen Lockdowns einen Dämpfer erlitten zu haben.“Was die Jury, bestehend aus Bertram Bartl, Eduard Hollmann und Esther Siegmund-heineke, ausgewählt hat, ist noch bis zum 22. August in der Donaustraße 5 zu sehen.

Darunter auch das ebenfalls in Blautönen gehaltene Triptychon „Bodensee“von Johanna Hoffmeister, die für ihr Werk den Gildepreis 2021 erhält. Die freischaffende Künstlerin und ehemalige Realschullehrerin aus Nersingen ist ein Urgestein in der Künstlergilde und seit 35 Jahren Mitglied. Auch sie habe in der Corona-zeit Apathie verspürt, dann aber doch noch kurz vor dem Abgabetermin das dreiteilige Acryl-gemälde geschaffen, sagt Hoffmeister. Inspiriert wurde die 77-Jährige von Ausflügen nach Bregenz – und den Gedichten von Stefanie Kemper. Mit der Lyrikerin aus Isny hat Hoffmeister 2011 das Buch „Raps geht im Wind“veröffentlicht. Die Siegerin erhält eine Schaufensterausstellung in den Räumen der Künstlergilde. Einen Geldpreis auszuloben – wie in dem Jahr vor der Pandemie – lasse die finanzielle Lage des Vereins nicht zu, sagt Vorstand Raimund Schneider. Das Kursprogramm der zum Verein gehörenden Ulmer Schule liege am Boden: „An Präsenzkurse ist noch immer nicht zu denken.“Der Altersdurchschnitt der Mitglieder liege um die 65 Jahre, viele sorgten sich um ihre Gesundheit.

Zumindest bei der Vernissage am Sonntag siegte die Sehnsucht: Der Ausstellungsraum war bereits vor Beginn der Veranstaltung voll, die Veranstalter hatten Mühe, für Abstand zwischen den Besuchern zu sorgen. Es gibt eben viel nachzuholen nach dem Lockdown.

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